Die Tankstelle aus Stade, damals noch im selbständigen Dorf Campe gelegen, zeigt beispielhaft die Entwicklung von einer klassischen Dorfschmiede zu einer serviceorientierten, modern gestalteten Tankstelle. Schon in den 1910ern verkaufte Familie Mehrtens Benzin in der Schmiede, bevor 1928 eine Dapolin-Pumpanlage installiert wurde. Nachdem Esso 1953 die Tankanlage an die Deutsche Gasolin AG verkaufte, begann die moderne Zeit: So erhielt die Tankstelle 1954 ein über zehn Meter langes Flugdach, ein Tankwarthaus mit Kiosk und WC und zwei beidseitig befahrbare Tanksäulen.
1984 wurde der Tankstellenbetrieb eingestellt. Für das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist die Stader Tankstelle ein Glücksfall. Museumsdirektor Stefan Zimmermann erläutert: „Häufig sind Tankstellen aus der Frühzeit abgerissen oder für neue Nutzungen stark umgestaltet. In manchen Orten ist der besondere Wert der Gebäude erkannt worden: Sie stehen jetzt unter Denkmalschutz.“ Die Anlage der Tankstelle wurde jedoch ohne gravierende Veränderungen bis 2018 verpachtet. Im Rahmen des Großprojekt „Königsberger Straße – Heimat in der jungen Bundesrepublik“ errichtete das Freilichtmuseum am Kiekeberg eine Baugruppe mit Gebäuden, die typisch für das Leben in der Nachkriegszeit sind und bis heute das Erscheinungsbild von Dörfern in ganz Deutschland prägen.
Zu Beginn unserer Arbeiten wurden acht Aussparungen für die Stahlträger, die unter dem Häuschen als Transportträger durchgeschoben wurden, hergestellt. Dazu waren ca. 80–90 Kernbohrungen notwendig. Im Anschluss wurden die Seiten abgebohrt, mit ca. 50 Bohrungen alle 40 cm, und abgestützt. Anschließend wurden die Front- und Rückseite mit ca. 100–120 Bohrungen abgebohrt. Zwischendurch wurden die Eisenträger, die senkrecht verliefen, abgeflext und abgesägt. Als nächster Schritt musste die Erde unter dem Gebäude entfernt werden, die mit einem Erdlochbohrer unter dem Gebäude hervorgefördert wurde. Das Fundament der Säule wurde abgesägt, angefangen mit einem 600er Blatt bis hin zum 1200er (Ø 1200 mm).
Gut verpackt hat unser Auftraggeber, die JaKo Baudenkmalpflege GmbH, das Gebäude in drei Teile mittels eines Tiefladers zum Freilichtmuseum am Kiekeberg transportiert. Die Arbeiten begannen am Dach, gefolgt vom Häuschen und abschließend wurde die Säule errichtet.
Die JaKo Baudenkmalpflege hat sich den Erhalt von Baudenkmälern auf die Fahnen geschrieben, wobei das Unternehmen wie hier ganze Gebäude abbaut, transportiert und an anderer Stelle detailgetreu wiederaufbaut.
Über das Unternehmen:
- JaKo Baudenkmalpflege GmbH
- Standorte in Rot an der Rot und Berkheim
- 75 Mitarbeiter
- Inhabergeführter Familienbetrieb
- Restaurierung von Baudenkmälern
Über das Projekt:
- ehemalige Gasolin-Tankstelle
- aus den 1950er Jahren
- Standort Stade-Campe
- 1984 Einstellung Tankbetrieb
- Transport in 3 Teilen
- 2019 Wiederaufbau und Eröffnung im Freilichtmuseum am Kiekeberg